Handarbeit

 

Mit den Fingern Denken lernen

Viele wissen gar nicht, was man für ein gesundes Denken, für eine gesunde Logik hat, wenn man stricken kann.“ R. Steiner (Gesamtausgabe 306, S. 142)

Der Handarbeitsunterricht wird von der ersten Klasse an unterrichtet. Hier werden die SchülerInnen besonders dazu angeregt, komplizierte feinmotorische Bewegungsabläufen wiederholt zu üben und ihre Fingergeschicklichkeit auszubilden. Im sinnvollen Tun entwickeln sich die Hände immer mehr zu geschickten Werkzeugen.

Die Entwicklung der Feinmotorik ist für die Intelligenzentwicklung des Menschen von entscheidender Bedeutung. Mit der Tätigkeit der Hände wird die Vernetzung der beiden Gehirnhälften angeregt und gefördert und so eine komplexe Erkenntnis der Welt ermöglicht.

Im Handarbeitsunterricht sind die Schülerinnen und Schüler schöpferisch tätig, die natürliche Freude am Tun gehört zu den prägenden Erlebnissen und bildet eine sichere Basis für das Erlernen und wiederholende Üben neuer Fertigkeiten.

Zum Beginn der ersten Klasse wird fettige, riechende, ungewaschene Schafwolle von den Kindern gewaschen, gezupft, gedreht und gefärbt. Dann erlernen sie mit Hilfe von Sprüchen und Fingerspielen schon das Stricken und es entstehen zur großen Freude die ersten kleinen fertigen „Ergebnisse“. Beide Hände sind gleichermaßen tätig, das rhythmische Arbeiten fördert die Konzentration und die Willenskraft.

Im zweiten Schuljahr erfolgt mit dem Häkeln eine Differenzierung der Hände.

Durch die Jahre wird dann immer entsprechend der sich aufbauenden und feiner differenzierenden feinmotorischen Fähigkeiten weiter mit natürlichen Materialien gestrickt, gehäkelt, gestickt und genäht. Dies geschieht entsprechend einer genauen Wahrnehmung der Entwicklungsstufen der SchülerInnen. In der siebten Klasse sind die Fähigkeiten so weit, dass die SchülerInnen eine komplette Waldorfpuppe anfertigen können. Ab der achten Klasse erlernen sie das Nähen mit der Nähmaschine, sodass sie sich genügend Fähigkeiten und Kenntnisse erwerben, um in der Schneiderepoche der neunten Klasse ein eigenes Kleidungsstück nach eigenem Entwurf nähen zu können.