Mit dem Eintritt in die Unterstufe beginnt für die Kinder ein neuer, bedeutender Lebensabschnitt. Die ersten vier Schuljahre sind geprägt von Rhythmus, Wiederholung und Verlässlichkeit – zentrale Elemente der Waldorfpädagogik.

Tagesablauf

Der Schultag beginnt um 8:00 Uhr mit dem Hauptunterricht. Mehrere Wochen lang tauchen die Kinder jeden Tag intensiv in dasselbe Fachgebiet ein – Rechnen, Schreiben, Formenzeichnen, ab der dritten Klasse auch Ackerbau, Handwerk, Heimatkunde oder Naturkunde. Dabei wechseln sich Erzählungen, künstlerische Elemente, rhythmische Übungen und konzentriertes Arbeiten ab.

Nach einer gemeinsamen Pause folgen die Fachunterrichte wie Musik, Eurythmie, Spielturnen oder Handarbeit. Zum Abschluss des Vormittags übernimmt noch einmal der Klassenlehrer die Kinder und lässt den Tag gemeinsam ausklingen.

Der Schulschluss liegt in der 1. Klasse um 11:20 Uhr und verschiebt sich in den höheren Klassenstufen schrittweise nach hinten.

Das Bochumer Modell – Bewegung und Nachreife

Unsere Unterstufe arbeitet mit Elementen des Bochumer Modells. Ausgehend von der Frage, was Kinder heute für ihre gesunde Entwicklung brauchen, wurde ein neues Unterrichtskonzept geschaffen, das heute an über 50 Schulen erfolgreich praktiziert wird.

Das Bochumer Modell versteht sich als Antwort auf die veränderten Lebensbedingungen der Kinder: Viele Kinder kommen heute jünger als früher, mit weniger ausgebildeten Sinnes- und Bewegungsfähigkeiten in die Schule. Daher brauchen sie Gelegenheit zur Nachreifung – in den Körpersinnen, im Sozialverhalten und im Aufbau von Rhythmus und Lebenspflege.

Fünf Schwerpunkte prägen das Konzept:

  1. Stärkung der Körpersinne (Tast-, Bewegungs-, Gleichgewichts- und Vitalsinn) durch vielfältige Sinnes- und Bewegungsspiele.
  2. Bewegung als Hauptelement des Lernens – nicht nur in Sportstunden, sondern durch den ganzen Unterricht hindurch.
  3. Der Klassenlehrer als feste Bezugsperson, die die Kinder den ganzen Vormittag hindurch begleitet und ihnen Sicherheit und Kontinuität gibt.
  4. Rhythmus und Verlässlichkeit durch regelmäßige Abläufe, feste Zeiten und wiederkehrende Rituale.
  5. Lebenspflege – z. B. durch gemeinsames Frühstück, gepflegte Gespräche und soziale Rituale, die den Umgang miteinander fördern.

Das bewegte Klassenzimmer ist dafür die äußere Grundlage: flexible Sitzordnungen (Kreis, Reihen, Gruppen), niedrige Bänke oder Kissen, viel Freiraum für Bewegung und künstlerische Aktivitäten. Es fordert und ermöglicht, dass Lernen mit Bewegung verknüpft wird und Kinder in unterschiedlichen Formen arbeiten können.

Die Rolle des Klassenlehrers

Der Klassenlehrer ist in der Unterstufe zentrale Bezugsperson und prägt den Schulalltag maßgeblich. Im Bochumer Modell übernimmt er nicht nur den Hauptunterricht, sondern begleitet auch große Teile des Fachunterrichts. Durch seine kontinuierliche Präsenz gibt er den Kindern Schutz, Orientierung und Bindung. Der tägliche Abschluss beim Klassenlehrer – mit Rückblick, Klärung und Ausblick – ist ein wichtiges Element, das den Tag abrundet und den Kindern Sicherheit vermittelt.

Feste im Jahreskreis

Ein wichtiger Bestandteil des Schullebens sind gerade in der Unterstufe die Feste des Jahreskreises: Michaeli, Advent, Weihnachten, Ostern, Pfingsten oder das Sommerfest. Sie machen die Rhythmen der Natur erlebbar, geben kulturelle Orientierung und stärken das Gemeinschaftsgefühl. Geschichten, Lieder, Gedichte und Feiern lassen die Kinder den Jahreslauf in lebendiger Weise erfahren.

Fazit

Die Unterstufe an der Freien Waldorfschule Bremen-Nord verbindet klassisches waldorfpädagogisches Arbeiten mit den Impulsen des Bochumer Modells. So entsteht ein Schulalltag, der Bewegung, Sinneserfahrung, Rhythmus und Bindung vereint – als gesunde Grundlage für das Lernen und Leben der Kinder.